Die Wundernasen auf vier Pfoten – Lebensretter

Die Wundernasen auf vier Pfoten

Hunde gelten vielerorts als bester Freund des Menschen, für manche Hunde ist dies aber noch nicht genug. „Diabetiker Warnhunde” sind nämlich nicht nur beste Freunde, sondern auch medizinische Helfer, Tag und Nacht.

Während man bei den Bezeichnungen Blindenhund oder (Lawinen-) Suchhund meist eine genaue Vorstellung über dessen Aufgabe hat, ist der Begriff Diabetiker-Warnhund (Offizielle Bezeichnung „Signalhund für Menschen mit Diabetes“) vielen nicht so geläufig. Ein Grund hierfür ist mit Sicherheit, dass es Österreichweit gerade einmal ein paar Dutzend ausgebildete Signalhunde für Menschen mit Diabetes gibt. Mit der steigenden Anzahl an DiabetikerInnen in Österreich steigt jedoch nun auch das Interesse an den Lebensrettern auf vier Pfoten. Darum baten wir Frau Oblasser-Mirtl, Gründerin des Animal Training Centers, um ein Gespräch, um uns in die Welt der Diabetiker Warnhunde einzuführen. Hündin Evita begleitete unser Gespräch aufmerksam und überzeugte beim Erschnüffeln einer Geruchsprobe!

Die Geschichte der Diabetiker Warnhunde

Die Ausbildung zum Diabetiker Warnhund ist wahrhaft eine sehr junge Disziplin. Eine offizielle und artgerechte Ausbildung für Diabetiker Warnhunde gibt es nämlich erst seit wenigen Jahren, wobei die ersten Schritte in den Vereinigten Staaten getätigt wurden. Unsere Interviewpartnerin, Frau Oblasser-Mirtl nahm das Wissen aus den Vereinigten Staaten mit nach Österreich, genauer gesagt nach Hitzendorf in der Steiermark und entwickelte dort die erlernten Ausbildungsschritte weiter. Das Training (siehe S.17) im Animal Training Center baut auf die sogenannte „positive Bestärkung“, dies bedeutet, dass in der Ausbildung keine Strafmethoden gegen den Hund angewendet werden. Sollte ein Hund einmal einen Fehler begehen, bekommt er ein freundliches „Leider nicht“ zu hören. Erkennt der Hund die Geruchsprobe richtig, so wartet eine Belohnung auf den vierbeinigen Freund und Helfer.

Frau Oblasser Mirtl

Ziel der Ausbildung ist es laut Frau Oblasser-Mirtl, dass „am Ende der Ausbildung die Hunde in der Lage sind, Hypo- sowie Hyperglykämie (Ober- und Unterzuckerung) zu erkennen und die Betroffenen, auf verschiedene Art und Weise, darauf hinzuweisen“.

Welcher Hund ist als Diabetiker ­Warnhund geeignet?

Bei der Auswahl der Hunde, die diesen anstrengenden Ausbildungsweg einschlagen, wird laut Frau Oblasser-Mirtl „besonders auf den Charakter (u. a. durchsetzungsfähig, motiviert, arbeitsfreudig, freundlich) und den gesundheitlichen Zustand geachtet“. Die Rasse spielt dabei keine wesentliche Rolle. Es werden sowohl Tiere aus der Eigenzucht als auch aus dem Tierheim ausgebildet. Eine Rolle spielt allerdings die Optik des Hundes. Als Beispiel nennt uns Frau Oblasser-Mirtl den Rottweiler, der eigentlich gut als Diabetiker Warnhund geeignet wäre, aber gesellschaftlich nicht so akzeptiert wird, wie manch anderer Hund. Ein vertrauenerweckendes und freundliches Aussehen ist notwendig, da in Notfallsituationen andere Menschen dem Diabetiker zur Hilfe kommen müssen. Ein Rottweiler könnte für viele Passanten abschreckend wirken und daher den Rettungsablauf beeinflussen.

Wie arbeitet ein Diabetikerwarnhund?

Hunde können, bereits ohne eine spezielle Ausbildung, um ein vielfaches besser riechen als wir Menschen. Genau diese Eigenschaft setzen die Diabetiker Warnhunde ein, um Gefahrensituationen zu erkennen. Sie sind in der Lage, durch den Schweiß oder die Atemluft einen zu geringen Blutzuckerwert oder auch einen zu hohen Blutzuckerwert zu erschnüffeln und den Betroffenen darauf aufmerksam zu machen. Was die Hunde exakt riechen, um eine Unter- oder Überzuckerung festzustellen ist allerdings noch nicht restlos geklärt. „Dem Hund wird beigebracht, die Unterzuckerung ab einem Wert von 75 anzuzeigen, die Überzuckerung lernt ein Hund quasi von alleine anzuzeigen. Ab welchem Wert sich der Hund melden soll, kann ihm beigebracht werden“, erklärt uns die Expertin. Wie der Hund auf die kritische Situation hinweist, ist dabei Situationsabhängig (u.a. Bellen, Bringsel apportieren, Notschalter, Pfote geben).

Zu jeder Zeit verlässlich

Sogar im Schlaf oder über eine gewisse räumliche Entfernung riecht der Hund im wahrsten Sinne des Wortes die Gefahr und macht sich bemerkbar. Die wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesen Erfolgen der Hunde stecken noch etwas in den Kinderschuhen, aber auch auf wissenschaftlicher Ebene beschäftigt man sich mittlerweile vermehrt mit diesem Phänomen.

Zusammenspiel zwischen Hund ­und Mensch

Trotz all dieser positiven Berichte sollte man den Hund nicht als alleinigen „Diabetiker-Kontrolleur“ sehen, sondern als zusätzliche Unterstützung zu den jeweiligen ärztlichen Empfehlungen.
Es ist auch nicht nur der Hund gefordert, auch von den Besitzern ist ein verantwortungsbewusster Umgang mit dem Hund notwendig. So braucht der Hund für das richtige Anzeigen eine Belohnung, da der Hund ansonsten mit der Zeit die Motivation an der Tätigkeit verliert. Dieses „Belohn System“ ist die Grundlage für ein funktionierendes Zusammenspiel von Tier und Mensch.
Ein Zusammenspiel, das Leben retten kann!

Wir bedanken uns recht herzlich für dieses Gespräch bei Frau Oblasser-Mirtl und bei Hündin Evita!

\\ Aus APOVITAL 6/2017

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