Die Pollenzeit ist im Anflug – Jahr für Jahr

Die Pollenzeit ist im Anflug

Jahr für Jahr das gleiche Problem. Mit den wärmer werdenden Temperaturen beginnt für viele eine Leidenszeit – die Pollenzeit. Alles über den Pollenflug und Tipps, wie Sie diese Zeit möglichst gut überstehen, erfahren Sie hier.

Du musst deinen Feind kennen, um ihn zu besiegen“ lautet ein altes, etwas martialisches, Sprichwort, das der chinesische Philosoph und Militärstratege Sunzi seinerzeit von sich gegeben hat. All diejenigen, die an einer Pollenallergie leiden, wissen, dass die Pollenzeit für viele tatsächlich einem Kampf ähnelt. Man versucht alles, um der Allergie Herr zu werden, die Symptome der Allergie zu mindern und somit die belastende Zeit so gut wie möglich zu überstehen. Um die Pollenkörner „besser kennenzulernen“ und damit besser für den „Kampf gegen die Pollen“ gewappnet zu sein, führten wir ein höchst informatives Gespräch mit Frau Dr. Gartner, der Leiterin des Pollenwarndienstes Salzburg. Als erstes gehen wir der Frage nach, wie die allseits bekannten Prognosen erstellt werden.

Pollenfallen informieren über die aktuelle Situation und sind essentiell für die Erstellung von Prognosen

Um erfolgreich gegen eine Pollenallergie vorgehen zu können, ist es in erster Linie notwendig zu wissen, welche Pollenkörner wann und wo in der Luft sind, so können die notwendigen Schutzmaßnahmen zur richtigen Zeit ergriffen werden. Dazu müssen die Pollenkörner mit der Hilfe von Pollenfallen eingefangen werden, diese sind über das Land in den verschiedensten Höhenlagen verteilt. Leidgeplagte Personen werden sich womöglich denken: „Wenn Pollenkörner in der Luft sind, dann merke ich dies von alleine, die Nase rinnt, die Augen tränen und das Atmen fällt schwer – da hilft mir die Pollenfalle auch wenig.“ Stimmt, gegen akute Beschwerden helfen Pollenfallen tatsächlich nicht, aber Pollenfallen liefern wichtige Informationen und helfen bei der Erstellung von Prognosen. Und genau jene Prognosen sind für die Linderung der Beschwerden essentiell.

Pollenfalle

Aber wie funktionieren diese Fallen? Frau Dr. Gartner gab uns einen Einblick in die Pollenfallen: „Eine Pumpe in der Pollenfalle saugt Luft ein (damit ein gleichbleibendes Volumen pro Zeiteinheit gesichert ist) und mit dieser Luft gelangen die Pollen auf eine Klebefolie und werden auf dieser festgehalten. Wöchentlich wird die Klebefolie ins Labor geschickt und unter einem Mikroskop ausgewertet. Dabei kann auf die Stunde genau nachgewiesen werden, wie viele und auch welche Pollenkörner in den vergangenen Tagen in der Pollenfallen landeten.“ Jedes der winzig kleinen Pollenkörnern wird dabei von den ExpertInnen einzeln bestimmt, um zwischen den Pollenarten unterscheiden zu können. Dies ist ein sehr aufwendiger Prozess, denn es können sich durchaus dutzende verschiedene Arten und Tausende Körner pro Woche in der Pollenfalle wiederfinden. Die erhaltenen Informationen werden mit weiteren Daten von anderen Pollenfallen akkumuliert, um Prognosen für den Pollenflug zu erstellen. Dank dieser Pollenfallen und der erarbeiteten Prognosen können sich Allergiker auf die kommenden Belastungen vorbereiten und ihnen besser aus dem Weg gehen. Eine gewaltige Hilfe für alle Leidtragenden! Leider ist der Pollenflug aber nicht sehr konstant und wird auch durch viele andere Faktoren beeinflusst, das erschwert die Prognosen und dadurch auch die Situation der Allergiker.

Der Pollenflug wird massiv durch den Wind und Luftströmungen beeinflusst


Nicht nur die Pflanzen vor Ort können für das unangenehme Jucken, Tränen und Husten verantwortlich sein. Auch weit entfernte Pflanzen können Allergieanfälle verursachen. Der Einfluss des Windes spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Pollenkörner können sich in sehr hohen Luftschichten bewegen und sich somit mit der Luftströmung über hunderte von Kilometern verteilen. Denken Sie nur an den Sahara-Staub, der gelegentlich den Himmel rot einfärbt. Ähnlich verhält es sich mit dem Pollenflug, nur sind diese nicht so schön sichtbar. Es kommt laut Frau Dr. Gartner durchaus vor, „dass sich Pollen aus Slowenien oder sogar aus der Po-Ebene in Salzburger Pollenfallen, besonders in Tamsweg, wiederfinden“. Diese Tatsache erschwert die exakte Erstellung von Prognosen, daher werden auch Meteorologen in die Erstellung von Prognosen mit einbezogen.

Verschiedene Faktoren

Neben den Windbedingungen haben auch andere Faktoren, wie die Höhenlage, das Klima oder die Bodenbeschaffenheit einen Einfluss auf den Pollenflug. Diese Faktoren beeinflussen das Wachstum der Pflanzen. „Manche Pollenarten finden sich aufgrund der äußeren Bedingungen beinahe ausschließlich nur in gewissen Regionen des Landes wieder (zum Beispiel kommt Ambrosia zum Großteil nur im Süden und Osten Österreichs vor). In den Alpen kann der Beifuß (Ambrosia) keine Samen ausbilden, weil es zu früh wieder zu kalt wird“, erklärt uns Frau Dr. Gartner. Daher sind regionale Prognosen meist genauer als landesweite.
Ab einer gewissen Höhenlage verringert sich der Anteil an Pollenkörner und oberhalb der Baumgrenze ist die Belastung deutlich geringer. Auch wenn der Wind die Pollenkörner natürlich auch in diese Gebiete verfrachten kann. Daher kann es, vor allem kurzfristig, auch in höheren Lagen zu starken Belastungen kommen.

Schon einzelne Pollenkörner reichen aus, um die Lebensqualität massiv zu senken


Trotz der geringen Größe der Pollenkörner sind diese leider sehr effektiv und für manche Allergiker reichen schon einige wenige Pollenkörner aus, damit die Nase zu rinnen beginnt. Dies ist abhängig von der Pollenart (bei Ambrosia reichen zum Beispiel schon sehr wenige aus) und der „Stärke der Allergie“, allerdings versicherte uns Frau Dr. Gartner: „Bereits eine Esche kann ausreichen, um eine ganze Siedlung mit Pollenkörner zu belasten.“ Ein Baum produziert eine gewaltige Anzahl an Pollen, um sozusagen das Fortbestehen der Art zu sichern. So produziert eine Roggenpflanze ca. 20 Millionen Pollen. Auch wenn natürliche nicht alle gleichzeitig in der Luft sind, macht diese Zahl deutlich, dass es keines Blätterwalds oder großer Wiesen bedarf, um Allergiker mit ausreichend allergenen Stoffen „zu versorgen“. Daher können auch in Städten mit wenigen Bäumen durchaus sehr hohe Belastungswerte erklommen werden.

Das Pollenkorn selbst löst noch keine Allergie aus


Viele denken, die Pollenkörner lösen die Allergie aus, in Wahrheit ist alles aber ein wenig komplexer. Pollen werden eigentlich von Samenpflanzen zur Fortpflanzung produziert (siehe Abb.1). Landet das Pollenkorn jedoch auf unseren Schleimhäuten, so wird das Pollenkorn sozusagen „getäuscht“. Durch die feuchte Umgebung der Schleimhäute leitet das Pollenkorn nämlich den gleichen Prozess ein, der auch zur Befruchtung der Eizelle (Abb. 1) stattfindet. „Der Pollenschlauch tritt aus den Poren des Pollenkornes aus, daraufhin treten Proteine und weitere Bestandteile aus und diese verursachen die Allergie“ erklärt uns Frau Dr. Gartner den komplexen Vorgang. Der Körper sieht diese Stoffe als Bedrohung an und leitet sofort Gegenmaßnahmen ein. Die Schleimhäute schwellen an, Schnupfen, Niesen und ein rinnendes Auge sind nur einige der möglichen Folgen. In schlimmeren Fällen oder bei langer und starker Belastung können auch starke Schwellungen auftreten, die bis hin zur Atemnot führen können.

Wie entkommt man diesen Pollenkörnern?


Nun haben wir eine Vielzahl an Informationen über die Pollenkörner gesammelt und sie besser kennen gelernt, um für die Pollenzeit gerüstet zu sein. Auf die Frage wie man den Kampf gegen die Pollenkörner gewinnen kann, fehlt jedoch noch eine Antwort. Eine Methode haben wir Ihnen in der letzten Ausgabe vorgestellt und zwar die Desensibilisierung. Dabei wird der Körper an den allergenen Stoff gewöhnt. Dieses Mal präsentieren wir Ihnen Tipps (Seite 10), wie die Beschwerden zumindest gelindert werden können, damit Ihre Lebensqualität auch während der Pollenzeit erhalten bleibt. Denn komplett besiegen lassen sich die Pollenkörner leider kaum.
Wir bedanken uns bei Frau Dr. Gartner für die Informationen rund um die Welt der Pollen!   \\ Aus APOVITAL 4/2017

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