Heilendes Gift? Der rote Fingerhut als Heilpflanze

Der rote Fingerhut gilt als Sagenumworbene Heilpflanze für unser Herz, obwohl er für lange Zeit mehr gefürchtet als geschätzt war.

Foxglove (Handschuh des Fuchses) ist die englische Bezeichnung für den roten Fingerhut (Digitalis purpurea). Genauso wie die Bezeichnung Hexenschuss hat wohl auch der „Handschuh des Fuchses“ seinen Namen im Mittelalter erhalten. Aufgebaut auf Sagengeschichten, die besagen, dass böse Feen den Füchsen die Blüten des roten Fingerhutes als Handschuhe geschenkt haben. Die Füchse konnten sich somit auf leisen Sohlen den Hühnern nähern und über sie herfallen. Die farbigen „Flecken“ im inneren der Blüten gelten laut diversen Sagen als Fingerabdrücke der bösen Feen und sind dadurch als Beweis für den Wahrheitsgehalt der Sagen zu sehen. Ob es tatsächlich eine Zusammenarbeit zwischen Feen und Füchsen gab, und deswegen unzählige Hühner ihr Leben lassen mussten, können wir Ihnen leider nicht mit Sicherheit beantworten, allerdings können wir Ihnen berichten, wie sich der rote Fingerhut zu einer Heilpflanze entwickelt hat.

Entwicklung

Wie so oft bei Heilkräutern und Rezepten haben wir es auch im Fall des roten Fingerhutes Mönchen zu verdanken, dass die Wirkung verschriftlicht und somit auch für die zukünftigen Generationen erhalten blieb. In diesem Fall waren es irische Mönche, sie verfassten ab dem
6. Jahrhundert n. Chr. eine Rezeptsammlung über Heilpflanzen, in der der rote Fingerhut erwähnt wurde. Angewendet wird der rote Fingerhut dabei unter anderem bei Kopfschmerzen, Geschwüren und Lähmungen. Weitere Aufzeichnungen besagen, dass die Blätter des Fingerhutes in der Volksmedizin auch für die Wundheilung Anwendung fanden.

Namensgebung (Digitalis)

Der Name Digitalis wurde 1542 erstmals schriftlich durch Leonard Fuchs erwähnt, jedoch dauerte es über 200 weitere Jahre, bis die Wirkung des roten Fingerhutes gegen Herzinsuffizienz schriftlich dokumentiert wurde. Genau für diese Wirkung wird diese Heilpflanze bis heute geschätzt und findet sich in diversen Arzneimittelprodukten wieder.
Da der rote Fingerhut giftig ist und nur in den richtigen Dosen als Heilmittel nützlich ist, dauerte es allerdings wiederum eine gewisse Zeit, bis sich die Heilwirkung verbreitete und auch die nötige Akzeptanz unter den Medizinern fand.Viele Tests waren notwendig um die richtige Dosis zu erforschen, damit die Pflanze den gewünschten positiven Effekt auf unseren Körper auslöst.
Heute ist bekannt, dass die Giftpflanze des Jahres 2007 in Deutschland Glykoside enthält, die zur Stärkung des Herzmuskels beitragen. Digitalis stärkt die Kraft des Herzens und verlangsamt den Herzschlag. Die sinkende Kaliumkonzentration ist für die reduzierte Herzfrequenz verantwortlich und ein wachsender Kalziumgehalt stärkt den Herzschlag. In den Apotheken finden Sie mittlerweile mehrfach Produkte, die den roten Fingerhut anpreisen, lassen Sie sich von den Experten beraten.

Roter Fingerhut

Die prächtige Pflanze ist in weiten Gebieten Europas heimisch. Besonders an Waldrändern und Lichtungen sieht man die bis zu zwei Meter hohe Pflanze häufig. Im ersten Jahr der zweijährigen Pflanze bildet sich eine Blattrosette, im folgenden Jahr wächst daraus ein bis zu zwei Meter langer Stängel, der von dutzenden rötlichen Blüten gekennzeichnet ist. Die Blüten sind innen behaart und haben die typischen Flecken, die den roten Fingerhut auszeichnen. Wenngleich die Pflanze wunderschön aussieht, so ist doch etwas Achtsamkeit geboten, denn alle Pflanzenteile sind giftig. Möchte man diese Pflanze als Gartenpflanze, so sollte dies beachtet werden.   \\ Aus APOVITAL 2/2017

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